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Buch Rezension von Dr. Gabriele Knoll

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21. Dezember 2020

BRIDGE VERSTEHEN - Das Arbeitsbuch zur Logik der Gegenreizung
von Stefan Back
ISBN: 97830006702759

 
Mit diesem Buch legt Stefan Back nach dem Arbeitsbuch zur Logik der Reizung (erschienen 2017) hier den zweiten Band seiner umfassenden Publikation zur Reizung im Bridge vor. Wie schon im ersten Band geht es nicht um das Auswendiglernen von Konventionen, sondern um das grundsätzliche Verstehen, warum man eine Reizung tätigen sollte oder gerade nicht.

Nicht immer sind die Reizregeln der Gegenreizung die gleichen wie in der alleinigen ungestörten Reizung, darauf weist Back schon im ersten Kapitel hin: Eine Farbgegenreizung darf man ruhig schon einmal mit 8 oder 9 Punkten tätigen, den überaus wichtigen Hinweis, dass es sich dann aber um eine sehr gute Farbe handeln muss, sollte man aber gleichermaßen beherzigen. Lockere und eingängige Formulierungen helfen dem Leser beim Verstehen und tragen zum Lesevergnügen bei, z.B. bei der Erläuterung der Antwort auf eine Gegenreizung: Der Partner des Erst-Gegenreizers sollte allerdings im Hinterkopf haben, dass er mit ganz lausigen 6(7) F (bspw. zwei Damen, zwei Buben) ruhig einmal passen darf und es außerdem nie schadet, 1 bis 2 „Pünktchen“ mehr mitzubringen, wenn man abwägt, ob man in die Reizung einsteigen möchte. Wer Stefan Back kennt, hört ihn hier gerade sprechen.

Die Problematik der Gegenreizung wird nahezu vollständig behandelt, von der Farbreizung auf 1er und 2er Stufe über das Informationskontra, die 1SA-Gegenreizung, Zweifärber-Überrufe bis hin zur vielleicht schwierigsten Reizung im Bridge: dem (disziplinierten) Passen. Wenn Sie also mit Pik 76, Coeur A654, Karo KD82 und Treff A76 nach einer 1 Coeur Eröffnung des Gegners flott und überzeugt passen können, dann haben Sie Herrn Backs Ausführungen wirklich verstanden, denn mit einem souveränen Pass trotz einer gewissen Punktstärke ist es eigentlich wie beim Zahnarzt. Hat man das Gebot erst einmal abgegeben, kann man zu sich selbst sagen: „Es hat doch gar nicht so weh getan!“

Auch vor komplexen und oft gefürchteten Konventionen wie Lebensohl oder Ghestem scheut Stefan Back nicht zurück und es gelingt ihm, sie einerseits ausführlich, andererseits aber vor allem verständlich nahe zu bringen. Ein schönes Beispiel zum Verständnis von Ghestem ist:

 
Wenn Ost weiß, dass sein Partner als 2. Farbe Treff hält, dann ist sein König in dieser Farbe Gold wert und neben Pik A und Karo A eine weitere „Cover Card“, d.h. alle drei decken Verlierer des Partners ab. Mit nur 19 F wird ein Vollspiel gereizt und erfüllt – dank Ghestem.

Kurzum, das neue Buch von Stefan Back liest sich sowohl lehrreich wie amüsant und bietet eine umfassende Zusammenstellung der wichtigsten Vereinbarungen in der Gegenreizung. In dieser Umfänglichkeit ist es aber auch ein anspruchsvolles Buch, das man mit Bedacht lesen sollte.

Daher ein abschließender Hinweis: Lesen Sie ein Bridgebuch, auch wenn es noch so spannend ist, nicht wie einen Krimi, sondern besser „häppchenweise“ und verdauen Sie diese kleinen Portionen ordentlich. Dafür bestens geeignet sind die über 200 Übungen in diesem Buch, die sich jeweils an ein Kapitel anschließen. So kann man in Ruhe und ausführlich testen, ob das Gelesene verstanden wurde.

 

Letzte Aktualisierung: 21. Dezember 2020